walter schulze-mittendorff - sieben todsuenden

 

Der Tod und die Sieben Todsünden



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3. Der Tanz des Lebens


Im Vergleich zur der Herstellung des Maschinenmenschen, 1925, befindet sich Walter Schulze-Mittendorff mit der Erschaffung der Miniaturen des Todes und der Sieben Todsünden, 1926, auf vertrautem Terrain. Bei den Sieben Todsünden geht es darum, sieben Charaktere, also fundamental menschliche Gefühle, allein in Form von Menschengestalt auszudrücken, ohne dass ein begleitendes Rollenspiel sie erklärte.

Seine Hingabe und Liebe zu dieser Aufgabe und seine Entspannung bei der kreativen Umsetzung fließen in die Kunstwerke ein. Der Bildhauer erweckt die acht Figuren zum Leben, es erscheint, als vereinigten sie sich zu einem Tanz, dem Tanz des Lebens. Anstatt sie monströs und abschreckend darzustellen, nähern sie sich dem Betrachter in allzu menschlichen Schwächen. Die acht Miniaturen weichen den Schrecken der Todsünden auf, indem sie den inneren Triebkräften ein wiederzuerkennendes, vertrautes menschliches Gehabe verleihen. Das tun sie einerseits mit einem gewissen Charme, und andererseits fordern sie dazu auf, sich schonungslos der eigenen dunklen Seite zu stellen. Wie ein Vexierbild zeigen sie beide Komponenten gleichzeitig: sowohl die Verführung als auch die Offenlegung deren leidvoller Konsequenzen – denn wenn die Versuchung als Leid erkannt wird, verliert sie ihre Macht.


Die Plastiken der Acht Köpfe des Todes und der Sieben Todsünden sind in ihrem Ausdruck radikaler. Mit ihnen verblasst der verführerische Charme, und der Schrecken der Sieben Todsünden tritt in den Vordergrund. Als Masken gemacht, demaskieren sie die egoistischen Triebkräfte und erzeugen damit ein Entsetzen, das, wenn es zur Selbsterkenntnis führt, heilsam sein kann.


Die Leidenschaften der Sieben Todsünden und deren Synonyme: 

Eitelkeit, Hochmut, Hoffart, Stolz (Superbia)

Völlerei, Unersättlichkeit, Gier (Gula)

Geiz, Habsucht (Avaritia)

Wollust, Rachsucht, Unkeuschheit (Luxuria)

Neid, Melancholie (Invidia)

Zorn, Groll (Ira)

Trägheit, Faulheit, Bequemlichkeit (Acedia)