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Walter Schulze-Mittendorff


15. Der Expressionistische Film


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Die Menschen sind vom Krieg ausgezehrt, nicht nur physisch, auch seelisch. Es herrscht ein Hunger nach dem Gegenteil von Krieg, das ist die Kreativität, die Freiheit, das Schöpferische auszudrücken, die Entspannung durch die Muse, die Verarbeitung des Schreckens durch das Feinsinnige. Nach dem Krieg erlebt die Stilrichtung des Expressionismus im Film einen weiteren Höhepunkt. Der Film dient sich an als ein Medium für den Aufschrei der verwundeten Seele.


Walter Schulze-Mittendorff, GRAUEN, 1932


Der deutsche Expressionistische Film ist geprägt durch das Entsetzen des Ersten Weltkriegs. Gerade ist damit begonnen worden, die menschliche Psyche zu analysieren. Das ‚Ich’ tritt immer deutlicher ins Bewusstsein, während es zur gleichen Zeit beschädigt wird durch die Erfahrung von unmittelbarer Gewalt, von Entbehrung und vielfachem Tod. Die Psyche wird erschüttert und zerbrochen, verschoben und verrückt. Mit dem Stilmittel des Expressionismus wird die Filmkulisse, die der Handlung Raum gibt, verzerrt, und lässt diesen unwirklich erscheinen. Was ist wirklich?

Diese Frage mutet an wie ein unbewusstes Hauptmotiv des Expressionistischen Films. Etwas ist aufgebrochen und lässt das Dunkle, das Okkulte ans Licht, damit es bewusst werde. Wahnvorstellungen und Wahnsinn, unbeherrschbare menschenfremde Wesen, Verderben und Tod sowie dunkle Mächte sind die vorherrschenden Themen im deutschen Film nach dem Ersten Weltkrieg. Einige herausragende Filme dieser Zeit antizipieren das Grauen, das durch die Nationalsozialisten wenige Jahre später real werden soll.

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