walter schulze-mittendorff - metropolis

 


Die Plastiken in Metropolis bilden eine Einheit, sie sind wie mit einer unsichtbaren Schnur inhaltlich miteinander verbunden. Sie sind die tragenden Säulen des magisch-okkulten Inhalts des Films. Anhand ihrer Bedeutung lässt sich der Film noch tiefer begreifen und offenbart dann die Mystik, die dem Film die geheimnisvolle Note verleiht. Einige der Plastiken erscheinen sogar im Vorspann als „Die Gestalten des Films“, das sind „Der Maschinenmensch“, „Der Tod“ und „Die Sieben Todsünden“. Diesen plastischen ‚Gestalten’ sind die den Inhalt stützenden Plastiken der ‚Hel’, die im Film als überlebensgroßer Kopf erscheint, und das ‚Siebenköpfige Tier’, in dem der gesamte mythisch-mystische Inhalt des Films synthetisiert wird, zuzuordnen.


Die Hel ist die Urmutter von Metropolis, alle Handlungsstränge der dramatischen Verquickungen laufen bei ihr zusammen. Sie war eine Lichtgestalt, die Liebe geschenkt hat. Der Zuschauer lernt sie nicht direkt kennen, denn das Drama beginnt in der Vergangenheit, in der zwei Männer um Hels Liebesgunst gebuhlt hatten. Diese beiden Männer werden durch ihre Verbindung zu der Frau zu den Kontrahenten im Film. Zunächst war Hel die Frau von Rotwang, dem Erfinder, gewesen. Aber auch Joh Fredersen, der mächtige Herr und strenge Gebieter der gigantischen Metropole Metropolis, hatte um ihre Liebe geworben, und Hel hat sich ihm letztlich hingegeben. Aus dieser Verbindung ist ein Sohn hervorgegangen, Freder Fredersen, bei dessen Geburt Hel gestorben ist. Ihr liebendes Wesen hat sich auf ihren Sohn übertragen, der seinem machthungrigen Vater keineswegs ähnelt.


  1. 2. Die Plastiken – Säulen des Geheimnisvollen


  1. 3. Die Hel


Der Name der Hel weist auf die altnordische Gottheit HEL hin. Als Hüterin des Totenreiches ist sie eine Totengöttin. Das Wort ‚Hel’ ist sowohl mit dem deutschen Wort ‚Hölle’ verwandt als auch mit dem englischen Wort ‚hell’. Es bezeichnet hier aber ein unterirdisches Totenreich, das nicht der christlichen Vorstellung von der Hölle als einer Strafe für im Leben begangene Sünden entspricht. In ‚Hel’ steckt das deutsche Wort ‚verhehlen’ und weist damit die Göttin HEL als Hüterin des Verhüllten, des im Verborgenen Liegenden aus. HEL ist eine Zwittergottheit, sie ist halb schwarz und halb weiß, halb tot und halb lebendig. Damit tut sie kund, dass sie in der Welt der Lebenden etwas verhüllt, was nur der Tod entschleiert. Dass sie dem Menschen die Kenntnis vom Tod voraushat, macht sie zu dessen gerecht sorgenden Begleiterin. Die Märchenfigur ‚Frau Holle’ wird häufig mit der Totengöttin HEL in Verbindung gebracht. Auch das Wort ‚Helm’, englisch ‚helmet’,  hat den gleichen Wortstamm wie ‚verhehlen’; der Helm verhüllt den Kopf. Das Wort ‚Helm’ steht also in Beziehung zu HEL; interessanterweise trägt die Hauptdarstellerin des Films den Namen Helm, Brigitte Helm.


  1. 4. Die mythologische Bedeutung der HEL


Walter Schulze-Mittendorff erinnert sich:

"Ein großer Kopf: Der "Erfinder" des "Maschinenmenschen" hatte sich ein (quasi) Allerheiligstes geschaffen. Dort stand ein ca. 5 Meter großer menschlicher Portraitkopf seines von ihm geschaffenen Idols auf einem Sockel. Diesen Kopf modellierte ich circa 60 cm hoch. Das Modell hat man dann mit dem Schüfftan-Verfahren (es heißt so nach seinem Erfinder) in die Dekoration in der gewünschten Größe eingespielt." 

Walter Schulze-Mittendorff, Erinnerungen 1969


Licht auf Metropolis  –  Spur der Mystik

<< ,Licht auf Metropolis‘ Indexmetropolislicht.html
>> ,Licht auf Metropolis‘, Kapitel 5metropolis5.html
Filmfilm.html
Homewillkommen.html
Biobio_index.html
Artart.html
CONTACTcontact.html